Als Ziel für den Versuch war ursprünglich der Stockholm Marathon 2021 Anfang Oktober geplant. Im Laufe der Marathonvorbereitung hat sich das finale Event jedoch auf den Barcelona Marathon Anfang November verschoben.
Vor Beginn der Marathonvorbereitung bin ich häufiger, aber nicht so strukturiert gelaufen und auch nicht so fokussiert und leistungssteigernd trainiert. Dazu war meine bisherige Marathonbestzeit offiziell bei über 4 Stunden (München Marathon 2019) und inoffiziell bei 03:45:00 (virtueller Lauf 2020).
Mit dem ambitionierten Ziel habe ich gemeinsam mit meinem Coach Lukas Motschmann (Motsche) im Juni/2021 das Training gestartet. In enger Abstimmung, regelmäßigen Telefonaten und dem Austausch von Expertenwissen konnten wir mein Training sowohl in der Wirksamkeit als auch in der Intensität deutlich gegenüber meinem bisherigen Trainingsniveau verbessern. Wir haben die Anzahl der Einheiten in der Woche auf fünf bis sechs erhöht und viel Abwechslung zwischen den einzelnen Läufen eingebaut. Ab Juli/2021 bis einschließlich Oktober/2021 bin ich pro Monat jeweils mehr als 300 km gelaufen und in den vier Monaten in Summe 99 Einheiten gelaufen.
Wie sehr mich das gemeinsame Training verbessert hat, habe ich das erste Mal beim letzten langen Lauf vor dem Stockholm Marathon im Oktober bemerkt. Denn etwa drei Wochen vor dem Marathon war eigentlich ein 3 Stunden Lauf mit einer Ziel Pace von ~ 4:40/km geplant. Als ich während des Laufes feststellte, dass ich erstens schneller unterwegs war und zweitens bei ca. 39 km rauskommen würde, habe ich den Marathon vollgemacht. So bin ich in meinem Trainingslauf einen Marathon in 03:13:11 gelaufen – bisherige Bestzeit.
Stockholm Marathon am 09.10.2021
Ausgestattet mit der neuen Marathonbestzeit war das Ziel für den Marathon eine Zeit von 03:08:00 zu erreichen. Hierbei war es vor allem wichtig, aufgrund der kurzen Pause von nur vier Wochen bis zum Barcelona Marathon körperlich nicht ans Limit zu gehen. Bevor ich aber nach Stockholm gereist bin, hatte ich die Woche vor dem Marathon ein kleines Zwicken in meiner Wade. Es war kein richtiger Schmerz, aber ein unwohles Gefühl, wodurch ich mich sehr verunsichern lassen habe. In der finalen Einheit vor dem Abflug war das seltsame Zwicken dann plötzlich weg und ich konnte erleichtert die Reise antreten.
So bin ich den Lauf ohne Druck und konkrete Erwartungen gestartet und habe nur ganz wenig auf die tatsächlich gelaufene Pace geachtet, sondern habe hauptsächlich auf meinen Körper gehört und versucht möglichst locker, ohne an die Belastungsgrenze zu kommen, zu laufen. Während des Laufes wurde mir allerdings schnell klar, dass ich deutlich schneller als die geplante Zielzeit unterwegs war. Mit einer Halbmarathon Zeit von 01:29:42 war ich doch tatsächlich schon auf Kurs das Ziel der 3 Stunden zu erreichen. Ich war selbst so sehr überrascht, dass ich zuerst ein wenig Angst hatte nachher einzubrechen und mich somit übernommen zu haben.
Als ich jedoch bei 30 km angekommen war und mich immer noch sehr gut gefühlt habe, wusste ich, auf den letzten 10 km kann mir eigentlich nichts mehr passieren. Ganz im Gegenteil, ich konnte sogar noch eine kleine Schüppe drauflegen und mit einer Zeit von 02:58:48 ins Ziel einlaufen. Den Moment werde ich nie wieder vergessen – ich war so unglaublich happy und habe unendlich lange vor Freude gestrahlt! Mir war bis zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass ich zu so einer Leistung fähig bin. Vor allem wusste ich, dass ich bis dato noch nicht ans Limit gehen musste.
Barcelona Marathon am 08.11.2021
Das Ziel musste neu gesteckt werden. Wieder eine neue Bestzeit im Gepäck, sodass wir gemeinsam für den Barcelona Marathon das Ziel von 02:53:00 festgelegt haben. Die zwei vorausgehenden Wochen vor dem Marathon waren sehr außergewöhnlich für mich. Ich hatte große Angst krank zu werden oder mich bei den letzten Läufen kurz vor dem Marathon sogar noch zu verletzen – beides ist zum Glück nicht eingetreten. In der finalen Phase merkt man einfach sehr, wie groß die Anspannung bei einem selbst ist.
Das harte Training soll am Ende auch belohnt werden. Endlich war der Tag gekommen, mehrere Monate Vorbereitung - ich war so was von bereit. Durch Top4running hatte ich die einzigartige Möglichkeit mich in der Elite Zone gemeinsam mit den Spitzenathleten aufzuwärmen und somit auch direkten Zugang in die erste Startreihe – wann hat man jemals eine solche Chance! Als wäre das noch nicht cool genug, habe ich für den Marathon sogar ein Team von Pacemaker rund um meinen Coach Motsche zur Unterstützung von Top4running gestellt bekommen.
Das Team bestand aus meinem Coach, Crewmitglieder vom Berlin Track Club und einem spanischen Top4running Ambassador. In der vorherigen Teamabstimmung haben wir uns über Sachen wie die angestrebte Pace und die Verpflegungsintervalle als auch zu der Laufanordnung und dem Streckenprofil abgesprochen. Den Marathon bin ich mit dem Ziel die Halbmarathon Distanz in ~ 01:26:00 zu laufen gestartet. Der Plan ist mit einer Zeit von 01:25:42 sehr gut aufgegangen – eine neue Halbmarathonbestzeit. Dabei habe ich mich durchgängig gut gefühlt und konnte den Lauf und die Stadt genießen. Die zweite Hälfte des Marathons verlief nicht mehr so locker und ging zunehmend auf die Substanz, wo ich ab ca. 32 km wirklich anfangen musste zu kämpfen. Ich sage Euch, es waren lange 10 km bis ins Ziel – jetzt war mentale Stärke gefragt!
Zum Glück wurde ich super durch meine Pacemaker gepusht und unterstützt, sodass ich gar nicht wirklich langsamer hätte laufen können. Ich weiß nicht, ob ich es allein geschafft hätte die Pace so aufrecht zu erhalten. Kurz vor Ende, etwa ab 40 km war ich dann richtig erschöpft und ausgepowert. Dennoch konnte mich nichts mehr aus der Bahn werfen. Getrieben durch meinen unbedingten Willen, dem Anfeuern meiner Pacemaker und dem tobenden Publikum, habe ich mit ein paar Sprints sogar weitere Sekunden rauszuholen können - wie auch immer ich das geschafft habe. Ergebnis Marathon Bestzeit 02:52:55 in einer Pace 04:05/km und ein unglaublich positives Gefühl.
Das gemeinsame Ziel für 2021 war, die magische Grenze von 3 Stunden auf einen Marathon zu unterbieten. Schlussendlich ist es eine Zeit von 02:52:55 geworden. Ich bin unglaublich dankbar für die wahnsinnige Unterstützung von Top4running für die Möglichkeit mich so weiterzuentwickeln. An dieser Stelle auch nochmals vielen Dank für die hervorragende Unterstützung meiner Pacemaker und allen anderen Personen, die mir geholfen haben, mein Ziel zu erreichen. Mein größtes Dankeschön geht an meinen Coach Motsche. Ich freue mich auf unsere gemeinsamen Ziele 2022. #GoFasterTogehther